Geschichtliches zum kleinen Mooshof

Bürgergarde Gengenbach - Der kleine Mooshof - Außenansicht

Auf einer Höhe von ca. 500m und mit einer Entfernung von ca. 5km zum Reichenbachern Ortkern liegt der „kleine Mooshof“ im äußeren, bewohnten Randgebiet der Gemeinde. In direkter Nachbarschaft befindet sich der „große Mooshof“, wo auch die öffentliche Fahrstraße im Sondersbachtal endet.






Der kleine Mooshof wurde im Jahre 1821 erbaut. Dies bezeugt der aus Eichenholz gefertigte Eckpfosten, welcher rückseitig zum Herrgottswinkel steht. Aus der Schnitzerei können wir die Inschrift

„Joseph – Zimmermann – Anna – Maria – Benz in 1821“ entnehmen.

Vermutlich steht hier der Name Zimmermann nicht für den Nachnamen des Mannes sondern vielmehr für den Beruf.

Bürgergarde Gengenbach - Schnitzerei mit Jahreszahl an einem Eckpfosten am Mooshof

Ob es sich bei dem Gütlein um ein so genanntes Leibgeding des großen Mooshofs gehandelt hat, kann nur vermutet werden, da es hierzu keine fundierten Angaben gibt.

Es ist anzunehmen, dass die Bewohner des großen Mooshofs (vermutlich erbaut um 1784) keine Eigenständigkeit im Sinne eines Waldbauern hatte.

Vielmehr zeigt die spätere Geschichte des im Mittelbach gelegenen Höllhofs, dass der große und kleine Mooshof sowie der benachbarte Wellehof einst in  diesem stattlichen Hofgut untergeordnet waren. Ab dem Jahr 1890, also unter der Herrschaft des Baron von Seldeneck, wurde eine Größenordnung von über 300ha Grund und Boden angegeben.

Nach dem Tode des Barons Hans von Seldeneck im Jahre 1935 und dem verheerenden Brand im Jahr ’37 verkauft die Witwe den Neuaufgebauten Hof an den Staat, nun oblag dem Forstamt Gengenbach die Verwaltung.

In der geschichtsträchtigen Zeit von 1927 bis 1964 wechselten häufig die Bewohner auf dem kleinen Mooshof und der Zustand des Hauses verschlechterte sich zusehends.

Im Jahre 1964 fanden die ersten Gespräche durch den damaligen Kommandanten August Glatz bzgl. einer Nutzung durch die Bürgergarde statt, obwohl es mittlerweile schon mehrere Ansätze zum Abriss des Hauses gab.

Der kleine Mooshof galt als sanierungsunwürdig. Nach mehreren Gesprächrunden kam es dann ein Jahr später zum ersten Mietvertrag. Der damals noch recht junge Verein nach der Wiedergründung hatte somit sein erstes Vereinsheim.

Bürgergarde Gengenbach - Der kleine Moosho - Hinweisschild

Im ersten Jahr wurde mit großer Euphorie eine Restauration begonnen, welche sich scheinbar noch bis heute fortsetzt. Die ersten Reparatur-Maßnahmen und Sanierungsarbeiten wurden dann 1966 mit einem Einweihungsfest gefeiert.

Unter dem ersten Hüttenwart Klaus Frenssen und seiner Frau Anna wurde dann an den Sonntagen bewirtet. Viele der damaligen Gardistenfamilien nutzen diese Gelegenheit gerne, sich mit den Kameraden zu treffen und die Freizeit zu verbringen. Viele Aktivitäten rund ums Haus bereicherten nach und nach das Erscheinungsbild der Hütte. Mit dem Nachbarn Braun Karl und seiner Frau Johanna vom großen Mooshof fanden die Kameraden einen Unterstützer in allen Belangen. Ob es sich um vergessenes Werkzeug, fehlende Maschinenleistung, oder ausgegangene Getränke handelte, auf die Nachbarsleute war immer Verlass.

Bürgergarde Gengenbach - Der kleine Mooshof - Seitenansicht

Die Einrichtung des Hauses war nach wie vor dem praktischen Zweck geschuldet. In der Küche befand sich ein einfacher Holzkohleherd, der alte Stall wurde zum Gesellschaftsraum umfunktioniert und der ehemalige Heuboden diente als Schlafraum, in dem sich alte Stahlrohrbetten aus dem Gengenbacher Spital befanden. Die sanitären Verhältnisse, sofern man es so nennen konnte, waren schlicht und kalt. Ein Plumpsklo auf der Grube und immerhin fliesend kalt Wasser im Haus.

Dennoch fanden sich die ersten Gäste auf der Moosklause ein, wie der Mooshof in der Zeit von Klaus Frenssen auch genannt wurde.

Die Kameraden der Düsseldorfer Feldjäger gaben ebenfalls auf dem kleinen Mooshof ihr Stelldichein und verbrachten dort mehrere Truppenübungstage. In dieser Phase wechselte so mancher Eimer Mostbowle das Gehöft, vom großen zum kleinen Mooshof…

In den fünf Jahrzehnten des kleinen Mooshofs unter der Regie der Bürgergarde Gengenbach gab es offiziell vier Hüttenwarte

–         Frenssen Klaus
–         Adam Peter
–         Meißner Norbert
–         Müller Armin

Wenn die Nutzung des kleinen Mooshofs zu Beginn mehr in der Familienfreizeit lag, so änderte sich dies doch auch mit dem Wandel der Gesellschaft. Die abgelegene Hütte war für die Jüngeren nicht mehr „in“ und für die älteren wurde die Umstände zur Nutzung immer beschwerlicher. Die regelmäßigen, sonntäglichen Bewirtungen kamen zum Erliegen und ein Trend zur Festhütte stellte sich ein.

In den Achtzigern wurde dies erkannt und der Verein setzte sich für weitere Modernisierungen des Gebäudes ein.

– Darunter fielen der Anbau eines Toilettengebäudes mit Sanierung der Mistgrube.
– Tieferlegen des großen Raumes mit Unterfangen der Grundmauern
– der Ausbau und Isolieren des großen Raumes incl. Neubau des Kachelofens
– Einbau einer neuen Küchenzeile
– Einbau einer neuen elektrischen Installation
– Austausch des Bodenbelags in der Stube
– Pflasterarbeiten im Hof und Sanierung der Stützmauern
– Austausch der Firstziegel
– Erweiterung des Schopfes
– Streichen des Gebälks und der Holzvertäfelungen am ganzen Haus
– Abbruch und Ausbau des großen Schlafraums
– Abbruch und Ausbau des Badezimmers
– Verlegen von Wasserleitungen und Installation eines Warmwasserboilers
– die jüngste Einschotterung der Wege auf dem Gelände
– und vieles, vieles mehr, was sich oft nicht vorzeigen lässt

Alle diese Aktionen bedeuten nicht nur Arbeit sondern es wurden dadurch auch gesteckte Ziele erreicht. Eine Bereicherung für die Gäste und eine Steigerung des Komforts ohne dabei den Hüttencharme zu verlieren.

Die Bürgergarde Gengenbach hat es sich in der Vergangenheit zur Aufgabe gemacht dieses Kleinod zu erhalten und zu Pflegen. Bis in die heutige Zeit hat sie sich dieser Aufgabe gestellt und wird sich ihr auch zukünftig stellen.

Armin Müller
Hüttenwart